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Motorradkleidung selber nähen

Vorwort

Seit einigen Monaten hab ich nun endlich ein Motorrad (juchu!) und was liegt näher als sich die passende Kleidung dazu zu nähen (also, vor allem zu mir passend, weniger zum Bike ;) )? Denn fertige Sachen sind (gerechtfertigterweise) nicht nur teuer, sie sind auch nach Standardschnitten genäht. Und beim Motorradfahren ist eine gute Paßform eben auch sicherheitsrelevant. Die Freiheit, sich selber alles so zu gestalten wie es gefällt, ist ein unbezahlbarer Vorteil...

Soviel kurz zur Motivation. Wichtigstes Kriterium ist dabei natürlich, daß die Kleidung im Falle des Falles wirklich schützt. Also die entsprechende Reiß- und Scheuerfestigkeit hat, usw.

Und zur allgemeinen Motivation, Schutzkleidung zu tragen, kann man sich mal dieses kleine Filmchen ansehen (rund 1 MB) und das, was dabei heraus kommt (original von hier...)

Geplant ist, an dieser Stelle meine Erfahrungen mit der Eigenproduktion solcher Sicherheitskleidung zu schildern. Also schnitttechnische Details, Materialquellen, Verarbeitungstechniken. Es gibt ja doch vielleicht einige Leute, die auch mit dem Gedanken spielen, etwas in der Richtung selber zu machen ;).

Und nebenbei wird sich hier noch einiges zu Motorradkleidung allgemein ansammeln.

Direktlink: www.motorrad.gewaenderwerk.de
mail: moeppi@Gewaenderwerk.de
Gästebuch


Inhalt:

Materialien (Theorie und allgemeines Gelaber *g*)
u.a. näheres über

Anforderungen an Schnitt/Paßform (ein bischen Brainstorming)

Überlegungen zur Verarbeitung (dito)

Sonstiges (Ideen...) (s.o.)

Abriebtest (nicht besonders wissenschaftlich, aber doch in Grenzen aussagefähig)

In Planung/ Entstehung/ Vollendung ;) (voll konkret!)

  • Sommerhose
  • links


    Materialien

    Immer wieder beliebtes Thema für Glaubenskriege und endlose Diskussionen: Leder oder Textil? Genau wie bei der "Beurteilung" von Motorrädern wird hier oft reichlich emotional und wenig objektiv argumentiert (wage ich mal zu behaupten ;) ) und so getan, als stehe die Entwicklung technischer Textilien noch auf der Stufe von vor 30 Jahren. Wie auch immer, es gibt Vor- und Nachteile auf beiden Seiten.

    Aber zuerst mal noch ein bischen Theorie (he he). Grundsätzlich wird zwischen passiver und aktiver Sicherheit unterschieden. Passive Schutzwirkung meint den klassischen Schutz im Falle des Sturzes, d.h. wenn schon alles zu spät ist ;) und nur noch der Schaden begrenzt werden kann: Absorption von kinetischer Energie bei Kollision/Aufprall und Schutz der Haut vor Abrieb bei der anschließenden Rutschpartie (auf Asphalt z.B.). Für den ersten part sind die Protektoren zuständig, für letzteren auch (zumindest in den Sturzzonen), aber vor allem sind auch die Materialeigenschaften der Kleidung ausschlaggebend.

    Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die aktive Sicherheit. Also Faktoren, die einen Sturz/Unfall im Vorfeld verhindern, bzw. dessen Wahrscheinlichkeit reduzieren können. Dazu zählt der Tragekomfort der Kleidung, der sich auf die Konzentrationsfähigkeit des Fahrers/ der Fahrerin auswirkt. Kurz vor dem Hitzeschock wird niemand mehr wirklich entspannt und sicherheitsbewußt fahren. Auch wenn die Kleidung nur die Bewegungsfreiheit und den Komfort einschränkt, ist das der Fahrsicherheit nicht gerade förderlich... Daneben trägt z.B. auch reflektierende Kleidung zur aktiven Sicherheit bei.

    Daraus ergibt sich: Material für Motorradschutzkleidung muß vor allem abrieb- und reißfest sein. Weil sich bei extensivem Rumrutschen auf der Straße Reibungswärme entwickelt, ist auch eine gewisse Hitzebeständigkeit wichtig. Hier sind/waren anscheinend öfters Defizite auf Textilseite festzustellen. Kunststoffe geringerer bzw. ungeeigneter Qualität (namentlich: Polyester) schmelzen wohl gerne mal, wenn sie gerade gebraucht werden und hinterlassen unschöne Einbrennungen in der Haut, die einen längeren Heilungsprozeß nach sich ziehen. Das Dumme ist auch, daß man nicht ohne weiteres zwischen Polyester und Polyamid z.B. unterscheiden kann, wenn beide Materialien die gleiche Struktur haben. Man kann da nur auf Markenhersteller vertrauen ("you get what you pay for" ist in diesem Fall wohl richtig).

    Leder macht in Bezug auf passive Sicherheit kaum Probleme. Es wird vor allem Voll-Rindleder verwendet, das speziellen Qualitätsansprüchen genügen muß. Känguruhleder kann bei gleichen Beanspruchungswerten wesentlich dünner sein, weil dessen Fasern dichter und fester untereinander verbunden sind, es bietet also hohen Tragekomfort bei guter Schutzwirkung.
    Leder ist hitzebeständig und abriebfest, auch einfach schon, weil es im Normalfall dicker ist als gewebte Textilien; in der Regel so ca. 1,2 mm dick im Vergleich zu vielleicht 0,5 mm bei 500er Cordura z.B.. Es hat eine Faserstruktur- ein grundlegender Unterschied zu aus fortlaufendem Garn gewebten oder gestrickten Stoffen. Noch ein Aspekt ist die Bremswirkung des Materials der Kleidung. Der Reibkoeffizient (also das Maß für die Bremswirkung) ist bei Leder in der Regel höher als bei Textil. Davon abhängig käme der Fahrer/ die Fahrerin früher oder später zum stehen (oder besser gesagt: liegen). Also noch vor einem eventuellen Hindernis oder aber noch mit Restgeschwindigkeit darauf einschlagend. Sinn eines höheren Reibwertes ist auch, daß sich Fahrer und Motorrad nach dem Sturz trennen und der Pilot nicht von seiner Maschine erschlagen wird.

    Leder hat allerdings Nachteile auf der aktiven Seite: bei hohen Temperaturen wird es schnell zu warm, bei geringen Temperaturen zu kalt. Es ist nicht ansatzweise so atmungsaktiv wie (unbeschichtetes) Textil. Leder an sich ist nicht dauerhaft wasserdicht und saugt sich, sofern nicht hydrophobiert, im Regen mit der Zeit mit Wasser voll und wird schwer. Textil ist wegen der geringeren Dicke leichter und meist weniger steif. "Allround-Kleidung" (wasserfeste Kleidung) für breitere Temperaturbereiche besteht daher aus genannten Gründen fast immer aus Textil. Motorradkeidung aus Stoff läßt sich zudem unkompliziert waschen. Zwar läßt sich Leder mit speziellem Waschmittel und anschließender Pflege auch ab und zu waschen, aber das sollte wohl nicht allzu häufig geschehen. Den Charakter und individuellen Geruch von Leder mag man sowohl als Vor- als auch als Nachteil sehen ;)
    Auch Kombinationen von Textil und Leder sind möglich; wobei dann die "Waschfähigkeit" des Kleidungsstücks wieder eingeschränkt wird.

    Natürlich hat aber die Verarbeitungs- und Materialqualität entscheidenden Einfluß. Minderwertiges (z.B. zu dünnes) Leder hat eine sehr viel geringere Schutzwirkung als für diesen Zweck optimal geeignetes. Gute Materialien, falsch verarbeitet nützen auch wenig. Z.B. besteht die Gefahr, daß Protektoren bei Straßenkontakt verrutschen, wenn die Kleidung für den Fahrer/ die Fahrerin falsch geschnitten ist... Oder Sturzzonen sind nicht ausreichend verstärkt oder Verstärkungen befinden sich an falschen Stellen.

    Also, konkret gibt es auf der Textilseite die Gruppe der Polyamide. Berühmter Vertreter ist Cordura aus dem Hause DuPont. Sehr abrieb- und reißfest (zumindest im Vergleich zu "normalen" Stoffen), Schmelzpunkt bei etwa 210°C. Dann gibt es Aramidfasern; sie zeichnen sich durch hohe Hitzbeständigkeit (beginnen, bei ca. 400°C zu verkohlen) und höchste Abriebfestigkeit aus. Eines hohen Bekanntheitsgrades erfreut sich Kevlar, auch von DuPont. Mehr zu Kevlar hier.

    Dann gibt es noch diverse Klimamembranen. Sie fungieren einerseits als Windstopper, andererseits als Regenschutz, und sollen dabei dennoch in gewissem Maß atmungsaktiv sein. ePTFE-Membranen (expanded Polytetrafluoroethylene; Teflon), namentlich z.B. GoreTex (oder Aerotex, Soltotex und Sheltex aus PU) arbeiten nach folgendem Prinzip: Poren mit Größen im tausedstel-mm-Bereich lassen Wasserdampfmoleküle hindurch, aber keine Wassertropfen. Porenlose Membranen, die auf elektrochemischem Weg funktionieren, sind z.B. Sympatex, Premium Polo-Tex, Reissa, Venturi.

    Aber auch Klimamembranen bewirken keine Wunder, das will auch der untenstehende Text zum Membrantest verdeutlichen. Die Durchlässigkeit für Wasserdampf bewegt sich im Bereich um 15 g/m2/h. Im Sommer gibt man schon mal 1 bis 2 Liter pro Stunde ab (Schweiß in Form von Wasserdampf). Verteilt auf ca. 2 m2 Körperoberfläche müßten etwa 500 bis 1000 g/m2/h die Membran passieren, was von keiner Membran zu leisten ist. Wobei diese Wert den Idealfall beschreiben. Hinzu kommt, daß der Wasserdampftransport durch Diffusion ein Gefälle der relativen Luftfeuchtigkeit zwischen Innen- und Außenseite der Membran voraussetzt. Das Temperaturgefälle hängt zwar damit zusammen (die relative Luftfeuchtigkeit sinkt mit steigender Temperatur), eigentlich entscheidende Größe ist letzteres aber nicht, sondern das Vermögen der Luft, Wasser aufzunehmen: eben die relative Luftfeuchtigkeit (als Maß dafür). Oder, noch genauer gesagt, das Gefälle dieser Größe zwischen Innen und Außen.

    Es kann also Situationen geben, in denen sich die Diffusionsrichtung ungewollt umkehrt. Z.B. wenn man außen durchnässte Handschuhe mit Membran auf die Heizung legt. Außen ist die rel. Luftfeuchte sehr hoch und die Handschuhe werden erstmal innen feucht, bis sie schließlich nach einiger Zeit vollständig trocken sind. Ein weiterer Effekt kann evtl. der "nasse Hintern" bei einer Regenfahrt sein. Der Sitz ist idealerweise schön vom Motor angewärmt (wärmer als die Körpertemperatur) und wegen des Regens auch schön nass (nasser als der Körper ;) ). Und schon diffundiert Wasser nach innen, wo es eigentlich nicht hin soll... (das ist jetzt ziemliche Spekulation; immerhin wäre das ja ein arges Problem und jede Hose mit Membran müsste irgendwann mal Probleme machen?!)

    Allerdings sollte man klar zwischen den physikalischen Aspekten und Verarbeitungsdefiziten unterscheiden. Sicherlich sind Probleme fast immer auf mangelhafte Verarbeitung zurückzuführen. Nicht umsonst setzt Gore alles daran, den Namen GoreTex zu schützen und auch nur authorisierten und entsprechend geschulten und zertifizierten Partnern die Weiterverarbeitung zu erlauben. Denn das Verschweißen/ Versiegeln der Nähte mittels Nahtband (wird industriell wohl per Ultraschall aufgebracht; kann man selber auch mit einem Bügeleisen machen) ist keine ganz einfache Sache und Temperatur und Einwirkdauer müssen optimal stimmen. Sonst löst sich das Band wieder und Wasser kann eintreten. Oder es werden falsche Materialien gewählt, z.B. an der Oberfläche rauhe Membranlaminate, die mit dem Nahtband gar keine stabile Verbindung eingehen können (war bei meiner NoName Membranhose nämlich so).
    In jedem Fall wurde der Name GoreTex unter solchen Fehlern leiden und die Aura der "besten Membran der Welt" würde zerstört ;) (für manche ist es nur ePTFE...)

    Membrantest in "Motorrad, Reisen & Sport" (07.06.2004)

    Kein anderes Element der Motorradfahrerbekleidung hat in den letzten Jahren einen solchen Aufschwung genommen wie die Klimamembran. Kaum noch eine Textiljacke oder -hose, kommt ohne Membran aus. Wahre Wunderdinge werden von Membranen erzählt - und erwartet. Du frierst nicht mehr, du schwitzt nicht mehr, du kannst die Regenkombi zu Hause lassen, der Fahrtwind kann dir nichts mehr anhaben. Alles prima Klima also. Tatsächlich kursieren über keinen anderen Baustein der Biker-Kluft so viele Halbwahrheiten, existieren so viele Bedienfehler, treten immer wieder Missverständnisse auf. Spätestens die Rekordtemperaturen des letzten Sommers förderten viele verdutzte Gesichter und durchgeschwitzte T-Shirts zutage. Wieso, weshalb, warum, das steht auf den nächsten Seiten. Es muss ein Temperaturgefälle von innen nach außen herrschen, damit sie funktionieren. Je deutlicher, umso besser. Das ist der Grund, warum sich viele Motorradfahrer im sonnigen Süden oder gerade im heißen Sommer wundern, wenn sie trotz Klimamembran im eigenen Saft schmoren. Allen positiven Eigenschaften zum Trotz ist eine Klimamembran keine Klimaanlage. Zehn Membranen stellten sich exemplarisch einer Untersuchung ihrer Funktionsfähigkeit in der Öffentlichen Prüfstelle am Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West in Krefeld. Vier stammten aus der Fraktion der porenlosen (Sympatex, Premium Polo-Tex, Reissa, Venturi), vier waren mit einer mikroporösen Membran als Folie ausgestattet (Gore-Tex, Aerotex, Soltotex und Sheltex), zwei mit mikroporöser Membran als Beschichtung (Techpor und Drygate) und als Vergleich eine Lederjacke. Unter der Leitung von Dr. Rainer Benken und der Textillaborantin Gisela Fliegen lag das Hauptaugenmerk der Tests bei einer Wasserdampfdurchlässigkeitsprüfung - was gemeinhin als Atmungsaktivität bezeichnet wird - und in der Luftdurchlässigkeitsprüfung, sprich Winddichtigkeit. Diese beiden Parameter sind die entscheidenden, wenn es um die Beurteilung der Klimafunktion geht.

    Ergebnis:

    Als Membran mit der höchsten Atmungsaktivität entpuppte sich Premium Polo-Tex mit einem Wert von 18,1 g/m2/h. Sie ließ also innerhalb von einer Stunde die meiste Flüssigkeit passieren, und zwar 18,1 Gramm pro Quadratmeter in der Stunde. Den zweitbesten Wert erreichte die mikroporöse Gore-Tex-Membran mit 15,6 g/m2/h, gefolgt von der wiederum porenlosen Sympatex mit 15,0 g/m2/h. Die mikroporösen Folien auf PU-Basis, Aerotex, Soltotex und Sheltex behaupten sich mit 13,3 und 13,2 sowie 13,1 g/m2/h im Mittelfeld, gefolgt von den als Beschichtung aufgetragenen Membranen Drygate (12,1 g/m2/h) und Techpor (11,5 g/m2/h). Die Schlusslichter bilden die porenlosen Venturi (10,8 g/m2/h) und Reissa (10,2 g/m2/h).


    Leider weiß ich nicht, wie die Testbedingungen aussahen und wie getestet wurde...

    Ein ähnlicher Test ist aber hier nochmal beschrieben. Unter anderem wurde dort die Durchlässigkeit für Wasserdampf ('Water Vapor Flux') verschiedener aktueller Funktionsstoffe gemessen, darunter auch Membranen. Etwas irritierend finde ich, daß zwischen expanded PTFE Membranen und GoreTex unterschieden wird (meines Wissens gehört GoreTex zu den ePTFE-Membranen?!). Und daß laut Ergebnis ePTFE-Membranen mal locker doppelt so durchlässig sind, wie GoreTex. Hhm.

    Die Werte liegen da bei einigen 1000 g pro m2 und Tag, im Vergleich zu den um 15 g/m2/Stunde = 360 g/m2/Tag aus oben zitiertem Test also mindestest 3 mal höher. Das liegt allerdings daran, daß nach der DMPC ('Dynamic Moisture Permeation Cell') Methode getestet wurde. Zwecks Kontrolle der relativen Luftfeuchtigkeit wird die Membran beidseitig mit einem Luftstrom beaufschlagt. Eine nach kurzer Zeit eintretende "Selbsthemmung" der Diffusion, wie sie ohne diesen dynamischen Feuchtigkeitsabtransport durch den Luftstrom stattfinden würde, tritt somit nicht auf... (vgl. Skript *g*). Im Test aus "Motorrad, Reisen & Sport" wird man wohl statisch gemessen haben... Auf jeden Fall ist eine gute Durchlüftung, d.h. Abtransport des Wasserdampfes von der Außenfläche, der Atmungsaktivität zuträglich.

    Was lernt der aufmerksame Leser also ;) ? Solche Labortests sind nur mit Kenntnis der Testbedingungen zu interpretieren und darum auch kaum vergleichbar... Außerdem meist relativ fern der Realität, also der tatsächlichen Tragesituation. Wie gut die Membran belüftet wird und damit der Konzentrationsgradient für guten Feuchtigkeitstransport erhöht wird, hängt auch maßgeblich von der Verarbeitung der Stoffe ab (Lüftungsmöglichkeiten z.B.). Es kommen auch zusätzliche Wechselwirkungen von Membran und diversen Ober- und Untermaterialien zum tragen; schließlich nützt eine atmungsaktive Membran nichts, wenn der Oberstoff noch undurchlässiger ist. Und: der Schweiß sollte auch gut "verdampft" werden, d.h. man sollte "Funktionsstoffe" tragen, die die Körperfeuchtigkeit gut ableiten und, wie gesagt, verdunsten. Denn nur in gasförmigem Zustand kann der Abstransport funktionieren.

    In dem Bemühen, zumindest die Schichten als Funktionseinheit zu berücksichtigen, gibt es übrigens den sogenannten RET-Wert ('Resistance to Evaporating Heat Transfer', nach EN 31092), der stationär direkt am fertigen Kleidungsstück gemessen wird und keine bloße Aufaddierung einzelner Materialeigenschaften ist. Ein niedriger Wert bedeutet dabei eine bessere Atmungsaktivität.


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    Anforderungen an Schnitt/Paßform [und mögliche Lösungen]

    Motorradkleidung muß vor allem in "Arbeitshaltung" gut passen, also im Sitzen auf dem bike. Darum macht es Sinn, Beine und Arme abgewinkelt vorzuformen [Abnäher oder durchgängige Nähte; (mind.)zweiteilige Ärmel], um Druckstellen durch aufgehäuften Stoff/ Leder zu vermeiden. Ausreichende Bewegungsfreiheit im Schulter- und Rückenbereich muß gegeben sein [flache Armkugel; evtl Stretcheinsätze unter dem Arm; Raglanärmel sind vielleicht gut geeignet]. Der Schnitt muß die Aufnahme von Protektoren berücksichtigen, darf dabei aber nicht zu weit sein, um deren Verrutschen zu verhindern. Es darf nicht ziehen (und nicht drücken ;) ), vor allem Hals- und Armabschlüsse sollten eng verschließbar sein [Klett- oder Reißverschlüsse; evtl. zusätzlicher abnehmbarer Kragen]. Eine Verbindung von Jacke und Hose wäre sinnvoll, um das Hochrutschen der Jacke bei einem Sturz und auch beim normalen Fahren zu verhindern [RV mit Stretchverbindung zu Jacke/Hose]. Bei Sachen für hohe Temperaturen sind Lüftungsmöglichkeiten wichtig [Netzeinsätze an wenig sturzgefährdeten Stellen, z.B. unter den Armen, auf der Brust; Lüftungs-RVs; feine Perforation bei Leder?; spezielle luftdurchlässige Materialien]


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    Überlegungen zur Verarbeitung

    Sicherheitsnaht Grundsätzlich gilt: so wenig Nähte wie möglich, gerade in sturzgefährdeten Bereichen, weil jede Naht eine Schwachstelle darstellt (zumindest Teilungsnähte... erstaunlich, mit wie vielen Teilungsnähten bei Textilkleidung gearbeitet wird...). Nähte sollten zusätzlich nochmal von oben abgesteppt sein (nennt sich anderswo "SAFE©-Sicherheits-Naht" *augenverdreh*). Garn: dickeres Polyester- oder Polyamidgarn, oder Kevlargarn für Kevlarstoff. Nähen lassen sich sämtliche mir bekannte Stoffe übrigens problemlos, auch locker 4-lagig, mit einer normalen Haushaltsnähmaschine. Sieht bei Leder wohl etwas anders aus, da stößt man schnell an Grenzen; einlagige Besätze dürften aber machbar sein. Dann aber möglichst keine Ledernadel nehmen, weil sie sich ins Leder "schneiden" und die Naht dadurch weniger belastbar wird. Große Stichlänge wählen, damit man das Leder nicht perforiert und so Sollbruchstellen einbaut.


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    Sonstiges (Ideen...)

    Reflektierende Materialien; (mindestens) gedoppelte Sturzzonen (Kevlar oder Leder); integrierter "Nierengurt" in Jacke; Kataloge von Bekleidungsherstellern liefern auch gute Anregungen für Details...
    Wenn Membranen verarbeitet werden, sollten Möglichkeiten eingeplant werden, den Bereich zwischen Membran und Obermaterial zu belüften (RVs), weil dadurch der Feuchtigkeitstransport nach außen begünstigt wird (besonders im Sommer). Nach Regen trocknet das Obermaterial so auch schneller.


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    Abriebtest

    An den Stoffen die ich bis jetzt habe, hab ich mal einen kleinen Abriebtest gemacht. Der leuchtende Stoff (wegen Aufnahme mit Blitz) ist übrigens reflektierendes Cordura.
    Kevlarstoffe hochwichtiger Holzklotz Die Stoffstücke sind ca. 6 x 10 cm groß und wurden- um ein Holzstück gelegt- an eine Schleifscheibe gehalten (die Scheibe hatte eine grobe Struktur, ähnlich Straßenbelag). Mit 2900 1/min Drehzahl und 15 cm Scheibendurchmesser ergibt das am Außenradius eine "Rutschgeschwindigkeit" von etwa 82 km/h, ist also im realistischen Bereich. Den Stoff habe ich mäßig fest, nur etwa 5 Sekunden lang angedrückt.

    Abriebtest And the winner is... Leder ;). Also, von links nach rechts: Rindleder, beschichtetes Kevlar (KEVC), reflektierendes Cordura (CREF), dünnes Keprotec, Kevlar (KEV) und Quattro Stretch Kevlar (QSK), Cordura 500 D. Die Abkürzungen in Klammern beziehen sich auf die Bezeichnungen bei Shelby.fi, dem Onlineshop wo ich die meisten Materialien bezogen habe.

    Eindrucksvoll am widerstandsfähigsten war eindeutig Leder (Rindleder, speziell für Motorradbekleidung); wo Cordura und andere dünnere Stoffe schon hin sind, hat Leder nur einen Kratzer ;).

    Unter den Textilien ist mit Abstand dieses beschichtete Kevlargewebe (KEVC; 41% PA, 33% Kevlar®, 18% PU, 8% EL; von Schöller) am robustesten, ist an der Abriebstelle ein bischen dünner geworden, aber noch lange nicht durchgescheuert. Der Stoff ist ziemlich dick (etwa 1 mm) und sogar leicht elastisch. Mit einer hautverträglichen, glatten Innenseite. Auch relativ steif, was aber in Bezug auf Flattern ja gar nicht so schlecht ist. Ist am ehesten mit Leder vergleichbar, aber nach meinem Gefühl nicht ganz gleichwertig, zumindest nicht in nur einlagiger Verwendung.

    Positiv aufgefallen ist auch das Quattro Stretch Kevlar von einer finnischen Firma. Kein Gewebe, sondern ein Gewirk. Auch ziemlich dick mit kräftiger Stretchcharakteristik.

    Der Test ist natürlich nur begrenzt aussagefähig. Kontaktfläche, und -zeit sowie Anpressdruck sind nur so Pi mal Daumen gewählt. Den Stoff hab ich nicht wirklich gleichmäßig angedrückt, sodaß das Material eher punktuell belastet wurde. Ist auch alles nicht sicher reproduzierbar. Aber im Groben sind die Belastungen meines Erachtens relativ realistisch, wobei Rutschzeit -geschwindigkeit für die meisten Stürze schon eher als zu hoch einzuordnen sind. Zumindest lassen sich die Materialien im Vergleich etwas einschätzen. Und man merkt, wie schnell selbst speziell darauf ausgelegte Textilien am Ende sind...


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    In Planung/ Entstehung

    MotorradhoseMotorradhose (fertig)

    MotorradjackeJacke (fertig)

    MotorradjackeSommermotorradhose (fertig)


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    links

    Stoffe/ online-shops

    Shelby.fi finnischer Shop mit ausgefallenen Stoffen (außer Cordura und Membranen auch Kevlargewebe und andere Materialien diverser Markenhersteller) nebst Dokumentationen zur Verarbeitung und Forum (englischsprachig)
    Extremtextil.de einziger mir bekannter deutscher online-shop für technische Textilien, wie Cordura und Membranen (auch Zubehör, wie Schnallen u.ä.)
    FunFabric.com neben verschiedensten Stoffen (Polarfleece, Membranen, Schnallen, Bänder,...) auch sehr informative allgemeine Tips rund ums Nähen

    Materialinformationen/-lexika

    Textillexikon
    noch eins

    rund um´s nähen

    Hobbyschneiderin.de

    Allgemeines zu Motorrad-Schutzkleidung

    kleine Kleidungs-FAQ
    gut geschriebene Bekleidungstips (u.a.) vom "Freundeskreis schwuler Motorradfahrer Frankfurt" (aka vollesrohr.de *g*)
    volles-programm.de
    motorradundmehr.de
    Boxer-Forum Produkttests, kann Anhaltspunkte für die Bekleidungswahl liefern; teils auch sehr subjektiv und mit Vorsicht zu genießen (gilt auch für die folgenden beiden links)
    Bekleidungstests bei ciao.de
    entsprechende Kategorie bei yopi.de
    Test von textiler Motorradbekleidung vom ADAC zusammen mit dem östereichischem Pendant
    IFZ Institut für Zweiradsicherheit e.V.

    Sonstiges

    Gene´s Motorradlexikon, von einer Instruktorin für Motorrad-Sicherheitstrainings; super geschrieben und sehr lesenswert! (und offensichtlich angelehnt an "Die obere Hälfte des Motorrads"


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